Mitgründer Dr. med. Johannes Nürnberg: "Wir wollen Ärzten und Therapeutinnen etwas komplett Neues bieten"
Dr. med. Johannes Nürnberg, CEO von Viva Hub, hat in seiner Laufbahn die vielen Herausforderungen des Arztberufs aus verschiedenen Blickwinkeln hautnah erlebt. Mit dem Erfahrungsschatz aus der medizinischen Praxis, als ärztlicher Leiter der Hirslanden Klinik Aarau und aus international leitender Stellung in der Medizintechnik entschloss er sich, die Gesundheitsbranche von Grund auf neu zu denken und Ärztinnen und Therapeuten etwas komplett Neues zu bieten. Viva Hub soll Ärzten nicht nur die Selbstständigkeit erleichtern, sondern auch ihre Motivation und den Fokus auf das Wesentliche zurückbringen.
Johannes, Du hast jahrelang in der Praxis gearbeitet. Was hat dich dazu bewegt, den Weg von der klinischen Praxis hin zur Gründung von Viva Hub zu gehen?
Johannes: Das war ein langer Prozess, aber im Wesentlichen kam es aus einer tiefen Unzufriedenheit mit den Strukturen, die ich als praktizierender Arzt erlebt habe. Der administrative Aufwand, die Bürokratie, die endlosen Versicherungsrückfragen – das alles nimmt einem Arzt oft die Freude an der eigentlichen Arbeit. Ich habe selbst erlebt, wie der Stress durch Verwaltungsaufgaben und organisatorische Hürden an einem nagt. Vor allem in der Selbstständigkeit ist dieses Problem aggraviert, weil doch noch mehr nicht-klinische Aufgaben auf einen warten. Die Zeit, die man eigentlich für Patienten oder schliesslich auch für die eigene Familie aufwenden möchte, geht verloren, und genau das hat mich davon abgehalten, mich selbstständig zu machen. Ich wusste, dass ich mich nicht in diese Richtung bewegen konnte, solange diese Hindernisse bestehen. Doch es war im Verlauf der Zeit immer mehr mein Traum, Ärzt:innen eine Umgebung zu bieten, in der sie sich voll und ganz auf das Wesentliche konzentrieren können. Mit Viva Hub will ich das endlich realisieren.
Du erwähnst immer "mehr Zeit für das Wesentliche". Was genau meinst du damit?
Johannes: Das Wesentliche ist für jeden Arzt und jede Ärztin individuell. Für viele bedeutet es, mehr Zeit für ihre Patienten und Patientinnen zu haben und sich auf die Behandlung konzentrieren zu können, ohne ständig durch administrative Aufgaben abgelenkt zu werden. Andere möchten vielleicht mehr Flexibilität, um ihre eigenen Interessen und Hobbys zu verfolgen, oder einfach mehr Zeit mit der Familie verbringen. Es geht darum, die persönliche Balance zu finden und dabei dennoch qualitativ hochwertige Medizin zu leisten. Bei Viva Hub schaffen wir die Rahmenbedingungen, damit Ärztinnen und Ärzte sich genau darauf fokussieren können, was ihnen persönlich wichtig ist – sei es die Patientenversorgung oder auch mehr Zeit für sich selbst.
Du hast lange in der Medizintechnik gearbeitet und kennst die Möglichkeiten, wie moderne Technologien und KI eingesetzt werden können. Wie hat diese Erfahrung deine Vision für Viva Hub geprägt?
Johannes: Meine Zeit in der Medizintechnik, insbesondere bei Philips, hat mir gezeigt, welches enorme Potenzial in der Digitalisierung und dem Einsatz von KI steckt, um die Gesundheitsversorgung effizienter zu gestalten. Ich habe gesehen, wie Technologien entwickelt wurden, die Diagnosen verbessern, Arbeitsabläufe optimieren und Ärzt entlasten können. Doch in der Praxis wird dieses Potenzial leider viel zu wenig genutzt. Oft sind es veraltete Strukturen, fehlende Infrastruktur oder schlichtweg mangelnde Ressourcen, die verhindern, dass solche Technologien ihren Weg in den Praxisalltag finden. Mit Viva Hub möchte ich das ändern. Wir setzen auf modernste Medizintechnik und digitale Lösungen, um Prozesse zu vereinfachen und Ärzten mehr Zeit für das Wesentliche zu geben. So können Ärzte in unseren Praxen von den Innovationen profitieren, die ich in der Medizintechnik mitentwickelt und miterlebt habe.
Wie hat diese persönliche Erfahrung deinen Ansatz bei der Gründung von Viva Hub beeinflusst?
Johannes: Sehr stark. Meine eigenen Erfahrungen waren ein starker Motivator, die Dinge anders zu machen. Ich habe oft beobachtet, wie Kollegen unter dem administrativen Druck gelitten haben, gerade wenn es um den Schritt in die Selbstständigkeit ging. Die Vorstellung, dass man als selbstständiger Arzt nicht nur die medizinische Verantwortung trägt, sondern auch mit endlosen Verwaltungsaufgaben überlastet wird, schreckte viele ab – mich eingeschlossen. Es sind kleine, am Anfang nicht offensichtliche Dinge, die in der Selbstständigkeit zusätzlich unangenehm sind. So habe ich einen Kollegen, der seit Jahren eine sehr gut laufende Praxis hat, aber als er nun ein Haus kaufen wollte, hat er von der Bank keinen Kredit bekommen, weil er ja bereits für die Praxis einen Kredit aufgenommen hat. Daran hat er natürlich nicht gedacht. Mit Viva Hub möchten wir genau diese Barrieren abbauen. Wir kümmern uns um den ganzen administrativen Teil, sodass Ärzte das tun können, was sie am besten können: sich um ihre Patienten kümmern. Ich möchte, dass Ärzte mit Leidenschaft und Motivation in ihre Praxis gehen, ohne sich von bürokratischen Lasten überwältigt zu fühlen.
Was genau macht Viva Hub für Ärzte so attraktiv, die den Schritt in die Selbstständigkeit erwägen?
Johannes: Es sind mehrere Dinge. Zum einen bieten wir Ärztinnen moderne und flexible Praxisräume, die auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Das bedeutet, sie müssen sich keine Sorgen um die teure und zeitaufwendige Einrichtung einer eigenen Praxis machen. Zweitens nehmen wir den Ärzten die einen grossen Teil der Administration ab – von Personalführung über Ringversuche im Labor bis hin zu den Vertragsverhandlungen mit Partnerfirmen. Unser Ziel ist es, Ärzten die Freiheit zu geben, sich voll und ganz auf ihre Patienten zu konzentrieren, ohne sich um die organisatorischen Details kümmern zu müssen. Und drittens, und das ist mir besonders wichtig: Viva Hub bietet ein Netzwerk von Kollegen, die sich gegenseitig unterstützen. Diese Zusammenarbeit führt nicht nur zu besseren Ergebnissen für die Patienten, sondern auch zu einem erfüllenderen Berufsleben für die Ärzte.
Du hast bereits erwähnt, dass du dich selbst nicht selbstständig gemacht hast, weil die Hindernisse zu gross waren. Wie möchtest du das mit Viva Hub ändern?
Johannes: Das Hauptproblem war für mich immer die enorme Verantwortung, die mit der Selbstständigkeit einhergeht – nicht unbedingt aus medizinischer Hinsicht, sondern mehr in organisatorischer und finanzieller Hinsicht. Ich wollte immer als Arzt unabhängig sein, aber der Respekt vor der Bürokratie und dem administrativen Aufwand hat mich abgehalten. Viva Hub soll genau diesen Druck von den Schultern der Ärzte nehmen. Wir bieten nicht nur die notwendige Infrastruktur und Unterstützung, sondern auch die Flexibilität, die es braucht, um als Arzt selbstständig zu sein, ohne sich von der Bürokratie erdrücken zu lassen. Mein Ziel ist es, dass sich mehr Ärzte trauen, diesen Schritt zu gehen, weil sie wissen, dass sie mit Viva Hub einen starken Partner an ihrer Seite haben.
Wie spielt die Zusammenarbeit mit deinen Mitgründern Kaspar Danzeisen und Mathis Hasler in diese Vision hinein?
Johannes: Kaspar und Mathis sind zwei absolute Experten auf ihren Gebieten und teilen dieselbe Leidenschaft für die Idee, die Gesundheitsbranche zu transformieren. Kaspar kenne ich aus unserem gemeinsamen MBA-Studium an der EPFL in Lausanne. Er bringt ein enormes betriebswirtschaftliches Wissen und Verständnis für die Bedürfnisse von Ärzten mit, was für das finanzielle und strategische Wachstum von Viva Hub unerlässlich ist. Mathis ist ein echter Profi im Bereich Real Estate und hat in den letzten sechs Jahren eine Firma aufgebaut, die schweizweit flexible Büros vermietet. Sein Know-how beim Aufbau von Standorten ist ein wesentlicher Faktor, um Ärzten moderne, effiziente Praxisräume zur Verfügung zu stellen. Gemeinsam verfolgen wir die Vision, Ärzten die Selbstständigkeit zu erleichtern und gleichzeitig die Zusammenarbeit untereinander zu fördern.
Was bedeutet diese Zusammenarbeit unter Ärzten für dich persönlich?
Johannes: Zusammenarbeit ist für mich der Schlüssel zu einer besseren Gesundheitsversorgung. Traditionell ist die Medizin eher hierarchisch geprägt. Gerade die niedergelassene Ärzteschaft arbeitet systembedingt eher isoliert und verpasst die Chance, sehr niederschwellig und “auf dem kleinen Dienstweg” von den Erfahrungen und dem Wissen ihrer Kollegen zu profitieren. Mit Viva Hub möchten wir das ändern. Ärzte sollen sich nicht in der Rolle des Einzelkämpfers verstehen, sondern als Teil einer Gemeinschaft, die sich gegenseitig unterstützt und voneinander lernt. Diese Zusammenarbeit bringt nicht nur Vorteile für die Ärzte selbst, sondern auch für die Patienten, die von einer umfassenderen, vernetzten Versorgung profitieren. Es geht darum, Synergien zu schaffen – nicht nur in der medizinischen Betreuung, sondern auch in der Art und Weise, wie wir als Ärzte arbeiten.
Was möchtest du Ärzten sagen, die momentan zögern, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen?
Johannes: Ich kann absolut nachvollziehen, warum viele Ärzte zögern – ich habe selbst immer gezögert. Aber ich möchte ihnen sagen: Ihr seid nicht allein. Mit Viva Hub bieten wir euch die Unterstützung, die ihr braucht, um den administrativen Ballast abzulegen und euch voll auf das zu konzentrieren, was ihr liebt: die Medizin. Gemeinsam können wir eine neue Art von Praxis schaffen, die Freiheit und Unabhängigkeit bietet, ohne dabei in den bürokratischen Zwängen zu versinken. Ich hoffe, dass wir mit Viva Hub den Weg ebnen können, damit mehr Ärzte den Schritt in die Selbstständigkeit wagen und dabei die Motivation und Freude an ihrer Arbeit wiederentdecken.